In meinem Kopf male ich Utopia (Der schönste Platz im Universum)

Die charmante Bloggerin Adelina Horn von leipzig-leben.de feiert derzeit ihr Zweijähriges Blogsein und bat zur Blogparade. Thema aller Ein- und Auslassungen ist: Lieblingsorte in Leipzig.

Lieblingsorte, Lieblingsorte – mein Gott, ich lebe hier schon so lange, sowas ändert sich doch. Also kramte ich etwas in meinem Kopf und fand (genau dort) meinen ganz persönlichen Lieblingsplatz ever, aber lest selber:

 

 

Der schönste Platz ist überhaupt nicht immer an der Theke. Dort sitzen permanent die selben Leute und tauschen die ewig selben Standpunkte aus, bis sie von den seit Jahren von den gleichen Hintern besetzten Barhockern rutschen. Nicht unbedingt erstrebenswert.

Auch wär ich ungern in Heidelberg geblieben – oder in Düsseldorf – und auch Berlin ist mir zu laut und in Apolda, ach in Apolda, liebe Freunde, da wehten damals, als ich dort lebte, die schwarzen Fahnen auf Halbmast und die ganze dortige Textilindustrie ging über den Jordan. So erging es Vielen. Da habt Ihr natürlich recht!

 

Hier in Leipzig wiederum gibt es einige schöne Plätze. Mein Garten, in dem ich Kompost hin- und herschaufele, bis meine Hände nach Erde riechen. Hier entaste ich mit einer japanischen Säge Apfelbäume, hier schreddere ich mit Elia van Scirouvsky herum und manch Freund kommt zum Getränk und meine Familie entspannt. Oder das HelHEIM mit Barmaid und Markus, mit schwarzem Schnaps und Literatur und TANNERS TERRASSE – naja, Ihr wisst schon…

Zu Hause in meinem Bett ist auch noch solch ein schöner Platz – aber lassen wir das jetzt.

 

Mein wirklich schönster Platz, hier in Leipzig, aber auch anderswo, eigentlich allerorten in unserem Universum, ja, mein schönster Platz ist mitten in meinem Kopf.

 

darinnen utopia! by vollytanner

darinnen utopia! by vollytanner

Na perfekt, der Tanner, ein Egomane, ein Selbstsüchtel, ein Dauerschleifensichselbstgenüger! Das hat was! Und auch diese Reaktion natürlich.

 

Aber sie verfehlt das Ziel! In meinem Kopf sind Welten, sind Ideen und Gedanken – freie lustvolle Gedanken. In meinem Kopf kann ich hin & wieder Realitäten ignorieren. In meinem Kopf streiten weise Menschen, in meinem Kopf ist auch Stille nach so mancher schweren Geburt.

 

In meinem Kopf erfreut sich mein Sein aufgrund faszinierender kleiner elektrischer Entladungen an Geschichten, wie dieser:

Als alles vorüber war, gab es auf der Erde nur noch zwei Leute. Nach zwanzig Jahren starb der ältere Mann.“ (Jack Ritchie/ Epilog)

wärme nahrung zuneidung, by vollytanner

wärme nahrung zuneidung, by vollytanner

 

In meinem Kopf lebt Ray Bradbury weiter, der da sagte, in einem Interview mit Charles Platt:

Wir akzeptieren also jede Hilfe, die wir bekommen können, aber der Traum bleibt der gleiche: Überleben im All, Eroberung des Alls, und wir nehmen die ganze Geschichte der menschlichen Rasse mit uns, unsere ganzen Dummheiten, all die dummen Dinge, die wir sind, die schwachsinnigen Geschöpfe, die zerbrechlichen, gebrochenen Geschöpfe. Ich versuche das zu akzeptieren, ich sage, na gut, in uns steckt auch das Erbe von Shakespeare, Plato, Euripides und Aristoteles, Macchiavelli und DaVinci, und eine Menge erstaunlicher Menschen, die alles gegeben haben, um uns zu helfen. Und das gibt mit inmitten all dieser Dummheit noch Hoffnung. Wir sollten auch versuchen – und das tun wir auch – zum Mond zu gelangen, zum Mars zu gelangen, nach Alpha Centauri zu gelangen, und das werden wir in den nächsten 500 Jahren schaffen, ein sehr kurzer Zeitraum; vielleicht auch schon früher, in 200 Jahren. Und dann auf ewig überleben, darauf kommt es an. Oh, mein Gott, wie gern würde ich alle 100 Jahre zurückkommen und uns beobachten.

Und das ist das Wesen des Optimismus – zu glauben, dass wir es schaffen werden, und dass wir stolz sein können. Wir werden immer noch dumm sein und all die dummen Fehler machen, und zeitweise werden wir uns selbst hassen, aber die andere Zeit werden wir feiern.“ (Los Angeles, im Mai 1979)

 

Tröstlich ist es, im eigenen Kopf einen Ort zu haben. Und wichtig ist es, manchmal dem Beschuss von außen einfach auszuweichen nach innen.

Der Dalai Lama nennt es Meditation, meine Eltern nennen es Psychoscheiße, ich nenne es Gesundheit und Aufmerksamkeit und Mitte.

 

Was braucht ein Baum zum leben eigentlich wirklich? Wärme und Licht und Nahrung. Und Menschen brauchen dazu noch Kommunikation und Liebe, die natürlich bei Selbstliebe beginnt. Niemand kann nach außen wirklich lieben, wenn er nach innen hasst.

 

Da hatte Charles Chaplin zu seinem 70. Geburtstag schon gute Worte gefunden:

 

Selbstliebe:

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich , das nennt man
“Authentisch-Sein”.

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
wie sehr es jemanden beschämt,
ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
noch der Mensch dazu bereit war,
auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß, das nennt man
“Selbstachtung”.

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man
“Reife”.

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist
– von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt sich
“Selbstachtung”.

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe
und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise
und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man
“Ehrlichkeit”.

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das “gesunden Egoismus”,
aber heute weiß ich, das ist “Selbstliebe”.

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt,
das nennt man “Einfach-Sein”.

 

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
diese Verbindung nenne ich heute
“Herzensweisheit”.

 

Wir brauchen uns nicht weiter
vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen
mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen
manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich,
das ist das Leben!

 

 

In meinem Kopf ist ein Ort, da darf ich über eigene Flüsse laufen, da trennt sich das Wasser vor mir selbst. In meinem Kopf darf ich Kraft schöpfen, um nach draußen stark zu sein und schwach und Tanner täglich und Freund und Gefährte und Liebender. In meinem Kopf darf ich Utopia malen und Worte finden, um Utopia zu beschreiben.

 

Für mich. Für Dich. Für uns.

 

 

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