Tanner traf Anja Burkhardt-Oberpaul: In Panik verfallen oder die Beine baumeln lassen?

erschien auch im FRIZZ Leipzig:

Anja Burkhardt ist ohne Frage eine Medienmenschin. Fünf Jahre rockte sie Radio NRJ und PSR, zwei Jahre beschnatterte sie Schlagergrößen bei 9Live und seit zehn Jahre entführte sie in die unendlichen Weiten bei Astro TV. Dazwischen gab es Theater in der Moritzbastei – ein Karl-Valentin-Stück auf sächsisch mit Steffen Lukas, Ulrike Köhler, Anja, Maximilian Reeg und dem Volly Tanner als Requisitenwerfer. Und es gab Fotografie, Suche und Selbstfindung. Nun bewegt sich Anja am Anfang der Mitte des Lebens und Entscheidungen müssen getroffen werden. Zum Beispiel die Entscheidung Anderes zu tun, als nur Mediendinge. Tanner traf sie in Entspannung und fragte nach:

Liebe Anja, Du bist ja gerade in einer wahrhaft abrupten Lebenswende begriffen, inklusive Neuorientierung. Was ist geschehen?
Das, was sicher viele schon erlebt haben … ich war ziemlich unerwartet meinen Job los. Meine Sendung, die ich acht Jahre lang erfolgreich moderiert hatte, wurde eingestellt. Solche Entscheidungen sind im Medienbereich zwar normal, es kam nur, wie du so schön gesagt hast, ziemlich abrupt. Für mich als Selbstständige glich dies einer Katastrophe, denn mir brach meine Haupteinnahmequelle weg. Zudem lag mir der spirituelle Input meiner Sendung sehr am Herzen. Ich liebte, was ich tat. Da fällt loslassen besonders schwer.

AB in heimatlichen Gefilden, darnieder- und ausgestreckt.

AB in heimatlichen Gefilden, darnieder- und ausgestreckt.

Wie genau händelst du das jetzt?
Ich hatte die Wahl. In Panik verfallen und die Krise kriegen? Oder erst einmal die Beine baumeln lassen und die Situation auf mich wirken lassen? Ich entschied mich für Letzteres. Frei nach dem Motto: „Akzeptiere! Vertraue! Tue!“ Interessanterweise fühlte ich mich sofort extrem erleichtert. Mir wurden plötzlich eine Menge faule Kompromisse bewusst, die mir schon länger nicht mehr schmeckten. Ich fiel wieder auf meine Basis und eigentliche Intention „Lebenscoaching & Krisenmanagement“. Ich begleite schon seit Jahren Menschen als Verhaltensanalystin, ein Teil meines beruflichen Seins, den ich bislang hintenan gestellt habe. Offenbar war es höchste Zeit, mich auf Wesentliches zu besinnen!

Aha, Lebenscoach und Verhaltensanalystin? Das klingt merkbar und verständlich.
Ja, oder? Keine Ahnung, ob es dieses Wort „Verhaltensanalystin“ überhaupt gibt. Aber es beschreibt das, was ich tue, am besten. Menschen kommen mit Problemen zu mir und ich helfe ihnen, sich selbst und ihre Situation aus dem gesunden Abstand zu reflektieren. Innerhalb dieser Analyse geht es immer um Vereinfachung, darum, den wesentlichen Kern der „Problematik“ zu erkennen. Und der liegt stets in uns selbst. Wir erkennen das nur oft nicht, weil wir reizüberflutet und emotional zugemüllt sind. Im Nachhinein höre ich oft: Von dieser Seite habe ich das noch gar nicht gesehen. Meist reicht schon ein Gespräch – die Klienten fühlen sich wieder und machen sich von vielem unabhängig. Genau das ist das Ziel. Menschen in konstruktive Bewegung bringen. Um möglichst viele Menschen erreichen zu können, haben meine Freundin Linda Giese und ich eine Synergie gebildet.

Wie organisiert Ihr Euch? Ich hörte, nach einem 1+1gleich3-Prinzip. Da schreit mein innerer Mathematiker aber ganz laut „Autsch!“.
Das ist Weibertechnik, aber eigentlich eine klare Rechnung. Eine Inspiration plus eine Inspiration = eine weitere Inspiration. Linda und ich arbeiten schon seit Jahren erfolgreich zusammen. Wir teilen die gleichen Visionen und halten als Dozenten-Team „True Life“ gemeinsam Workshops zu verschiedenen Lebensthemen. Wir sind das perfekte Powerteam in der Arbeit am „Menschen“. Was uns weniger liegt, sind organisatorische Themen und Marketing. Wie der „Zufall“ es wollte, war eine Seminarteilnehmerin von unserer Arbeit so inspiriert, dass sie uns ihre Zusammenarbeit anbot. Rate mal, was sie beruflich macht? Sie ist Marketingexpertin. 1 plus 1 = 3!

Wie lässt Du die Geschichten Deiner Klienten los? Du brauchst ja auch ein eigenes Leben – und viele Menschen in Helferberufen nehmen die Probleme ja auch mit nach Hause. Wie löst Du persönlich diesen Konflikt?
Eine gute Frage. Grundsätzlich agiere ich bewusst nur im Jetzt & Hier. In der Beratung lasse ich mich voll und ganz auf mein Gegenüber und seine Themen ein, ich achte aber stets darauf, die Verantwortung bei dem Anderen zu belassen. Ich helfe ihm, eine neue Sichtweise einzunehmen, Spreu von Weizen zu trennen, mache Mut und schenke Inspiration, aber ich nehme ihm niemals etwas ab. Ich spiegele ihn nur, und entlasse ihn stets mit der Motivation, eigenverantwortlich handeln zu wollen. Daher fällt es mir leicht, nach dem Gespräch einen Haken zu setzen und loszulassen. Auch wenn mich manche Geschichte schon zu Tränen gerührt haben, bleibt in mir immer „nur“ ein liebevolles Gefühl.

Danke, liebe Anja.
https://anjaburkhardtberatung.wordpress.com/

Text & Foto: Volly Tanner

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