Mein Schreiben an den Bundespräsidenten Gauck – als Reaktion auf seine Einladung zu einem Empfang

Liebe Freunde.

Ich wurde vom Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland zu einem Empfang eingeladen. Nach reiflicher Überlegung, wie ich persönlich – als Mensch und Schriftsteller – damit umgehen soll, entschied ich mich, diese Einladung auszuschlagen.

Die Gründe dafür habe ich dem Bundespräsidenten Joachim Gauck per Old-School-Post und per Email an sein Amt zur Kenntnis gebracht.

Euch möchte ich nun auch informieren.

Diese Welt ist ein Garten. Euer Volly Tanner

Volly Tanner.

Volly Tanner.

…………………………………………………….

Bundespräsidialamt/ Bundespräsident Gauck
Spreeweg 01
10557 Berlin
Volly Tanner; … ; 04177 Leipzig

An den Bundespräsidenten Herrn Gauck.

Sie, Herr Bundespräsident, haben mich für den 03.10.2014 – im Anschluss an den Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover – zu einem Empfang eingeladen.
Ich werde diese, von Ihnen bestimmt als „Ehrung“ gemeinte Veranstaltung jedoch nicht besuchen.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Hauptgrund jedoch ist, dass ich es eben nicht als Ehre empfinde Ihnen die Hand zu schütteln.
Ich bin Schriftsteller und ehrenamtliches Vorstandsmitglied in einigen Verbänden, welche sich mit der Literaturförderung und der Kinder- und Jugendleseförderung befassen. Dabei (und auch bei meinen anderen gesellschaftlichen Aktivitäten) stoßen wir immer wieder an Grenzen, die eben auch Sie zu verantworten haben.
Durch Ihre Statements, mit denen Sie als Meinungsbildner fungieren – schließlich beeinflussen aus höchster Ebene auf die Menschen niederprasselnde Sätze den hiesigen Mainstream in nicht zu vernachlässigender Weise – stellen Sie sich allzu oft gegen ein in meinen Augen notwendiges Miteinander. Sie selber – und da komme ich einfach einmal von einer entpersönlichten Systemkritik (Systeme werden jedoch immer von Einzelindividuen erhalten.) zur Kritik an Ihnen als Bundespräsidenten – haben sich oft zu mich auch persönlich betreffenden Themen geäußert, wobei Sie ausgrenzend, abwertend und Konflikte schürend agierten. Die Welt die ich mir wünsche, für meine Freunde und Kinder, für alle Menschen auf diesem Planeten – ja selbst für Sie – ist eine Welt ohne Nationalgrenzen, ohne Kriege, ohne neoliberale Werte und ohne Angst vor dem jeweiligen Anderen. Sie jedoch schüren gerade diese Konflikte, sie reden im Falle Snowden von Verrat, sie lachen über Menschen, die sich gegen eine Diktatur der Finanzmärkte auflehnen, sie reden einer Kriegsmaschinerie das Wort. All dies widerstrebt meinem Wertekontext zutiefst.

Ich könnte mir am nächsten Morgen nicht mehr im Spiegel in die Augen schauen, wenn ich vor Ihnen – als herausragenden Protagonisten einer derzeit destruktiven Entwicklung unserer Gesellschaft – das Haupt neige und Ihnen die Hand reichen würde. All meine Veranstaltungen und all mein Schreiben wären Staffage, wenn ich Ihrer Einladung folgen würde. All meine Kritik an den Mächtigen – die zuerst immer auf der Verantwortungslosigkeit der Eliten in den Machtetagen beruht – wären hohles Palaver.

Deshalb schlage ich diese Einladung aus.

Diese Gesellschaft wird sich weiterentwickeln. Wir werden – früher oder später – gemeinsam und human miteinander leben. Oder wir werden untergehen. Der Neoliberalismus wird überwunden werden und genauso wie andere inhumane Konzepte in den Lokus der Geschichte wandern. Ja, selbst der Kapitalismus ist nicht alternativlos.

Sie, Herr Gauck, sind nicht „mein Bundespräsident“. Ich fühle mich nicht irgendeinem irrationalen WIR unterworfen. Ich bin Schriftsteller. Und Humanist. Und Mensch.

In der Hoffnung auf eine Zukunft.
Volly Tanner – Leipzig, 10.09.2014

 

Das Schreiben an den Bundespräsidenten.

Das Schreiben an den Bundespräsidenten.

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77 Antworten zu Mein Schreiben an den Bundespräsidenten Gauck – als Reaktion auf seine Einladung zu einem Empfang

  1. Josef Helten schreibt:

    Klasse, Herr Tanner.

  2. HUBI schreibt:

    ja!!! es gibt noch menschen in unserem land mit rückgrat, die ihrem gewissen folgen und den mut haben es offen zu zeigen.
    danke!

  3. Hanns-Jürgen Bendrin schreibt:

    Meinen Respekt für diese klaren Worte!!!!

  4. Ute Rott schreibt:

    Lieber Herr Tanner,
    vielen Dank für diesen mutigen und klaren Schritt. Wie schön, daß es immer noch Menschen gibt, für die Anstand kein leeres Wort ist und die den aufrechten Gang nich verlernt haben.
    Mit sehr herzlichen Grüßen und den besten Wünschen für Sie
    Ute Rott

  5. Arthur Dent schreibt:

    Bravo ! Ich wünschte es gäbe mehr aufrichtige Menschen wie Sie, die sich nicht den Mund verbieten lassen und auch nicht aus lauter Angst schweigen. Danke für Ihre Reaktion, Ihre Offenheit und Ihren Mut sich gegen diese ganze Schweinerei zu stellen, welche die Menschen derzeit durch so Ruchlose Marionetten wie Herrn Gauck in eine Katastrophe stürzen. Allerdings glaube ich eher, das die Menschheit an Ihrer Dummheit und Habgier verenden wird.

  6. Peter schreibt:

    Und auch nicht meiner!!!
    Seine Auftritte sind nur schwer zu ertragen. Und sie sind gefährlich.

  7. H.El-gadi schreibt:

    sehr gut

  8. michel1963 schreibt:

    Hat dies auf michel1963 rebloggt und kommentierte:
    Sehr gut umschrieben, und würde ich glatt unterschreiben !

  9. mauerdurchbruch schreibt:

    Auf den Punkt gebracht, ohne viel Palaver. Meinen Respekt und Glückwunsch für das Rückgrat.

  10. andreas bar schreibt:

    Bravo!!!!

  11. Torsten schreibt:

    Noch einen Schritt weiter: Hingehen mit Tupper über das Buffet her machen, sich beim Präsi artig (ohne Hände schütteln) für das Essen bedanken, raus gehen und das Essen Obdachlosen schenken.

  12. albert, rene schreibt:

    jenaao so musses, von hinten ins jehirne roin und mitten in die fresse!!! in diesem sinne faust geballt und nich still jehalten! was dir ungerecht erscheint pranger an!!!

  13. mad schreibt:

    Ich merk schon, du bist so ’n ganz wichtiger mit deinem Brief an den Bundespräsidenten.. und der wird bestimmt ganz traurig sein.

  14. iempower schreibt:

    Hochachtung und Respekt …
    Gruss Steffen A. Pfeiffer
    Pilger für Wasser und Lebensrechte
    http://www.walk4water2.eu

  15. iempower schreibt:

    Hat dies auf Me, Myself and I rebloggt und kommentierte:
    Höchsten Respekt für Worte und Tat

  16. Ole schreibt:

    Respekt Volly das hat mal ordentlich Eier!

  17. L-G-C schreibt:

    Glaubst du denn ernsthaft, dass der Bundespräsident das lesen wird? Das bekommt irgendeine Sekretärin und die schmeißt es dann weg. Steht ja auch irgendwie nix weltbewegendes dabei außer deine Meinung.

    • le petit poulet schreibt:

      Und selbst, wenn dies so wäre, rüttelt er doch zumindest an dem Weltbild der Sekretöse, welches dann wiederum dem Herrn Gauck in irgendeiner Weise auffallen wird (Unbehagen, Zurückhaltung ihrerseits etc).
      Und selbst wenn nicht einmal dies so sein wird, ist es dennoch besser seine Abneigung kundzugeben als schuljungenhaft zu nicken und mit gesenkten Haupt vor dem großen „Fahnenappell“ sein „Lob“ zu erhalten.

  18. M van Silenzio schreibt:

    Respekt !! 🙂

  19. Burgart schreibt:

    Vielen, vielen Dank für Ihre Haltung! Kein Krieg im unseren Namen auf der Erde!

  20. robertog2013 schreibt:

    Großartig!
    Dies ist die richtige Haltung von Menschen, die im Einklang mit der Natur der Dinge auf dem Planeten fühlen.
    Sehr geehrte Volly Tanner, Ihre Antwort ist ehrenwert und zeigt, dass auch in meiner zweiten Heimat gibt es Geister, die, wie ich (auch wenn als Wissenschaftler), für das Wohl der Gesamtheit denken.
    Ich verabschiede mich mit einem herzlichen Lob und tiefer Zustimmung.

    Roberto Gorelli

  21. nanni schreibt:

    Alle Achtung !

  22. Lutz Kunath schreibt:

    Gratulation, Hut ab, richtig so, Sie sind nicht der einzige der so empfindet und denkt.

  23. stefanhalbfass schreibt:

    Hat dies auf Reibungszauber rebloggt und kommentierte:
    Volly Tanners Reibung mit gesellschaftlichen Themen

  24. Frank Geppert schreibt:

    Vielen Dank für diese ehrlichen und aufrechten Worte!

  25. Frank Geppert schreibt:

    Hat dies auf Friedensbewegung Halle rebloggt und kommentierte:
    Die Friedensbewegung Halle unterstützt diesen offenen Brief des engagierten Schriftstellers Volly Tanner an Bundespräsidenten Gauck.

  26. Gisela Sandmann schreibt:

    Sie haben eine gute Entscheidung getroffen. In dem Sinne Ihres Schreibens gehen auch meine Gedanken. Herr Gauck ist auch nicht mein Bundespräsident.

  27. Eva Vogt schreibt:

    Meinen Respekt haben sie auf jeden Fall Herr Tanner

  28. Arwin Dustdar schreibt:

    Sehr geil! Ich wünschte ich hätte eine Einladung erhalten und diese entsprechende Absage dazu verfasst 🙂 . Klare Worte, die er ihn sicher nicht nachdenklich stimmen werden. Danke.

  29. freiedenkerin schreibt:

    Hat dies auf Freidenkerin's Weblog rebloggt und kommentierte:
    Wort für Wort hervorragend!

  30. Fuchswerk schreibt:

    Sehr gut!
    Menschen wie sie erwecken in mir doch die Hoffnung das wir noch in der Lage sind den Kapitalismus zu überwinden-

  31. Karsten Kruschel schreibt:

    Lieber Volly,

    wäre es nicht besser gewesen, dort hinzugehen, sich mit ein paar Schnittchen Mut anzuessen und dem Mann dann das alles direkt ins Gesicht zu sagen, noch während Du ihm die Hand schüttelst?

    Solche Einladungen muß man doch ausnutzen (und ich meine nicht die Schnittchen).

    Karsten

  32. theben1986 schreibt:

    Hat dies auf ben schreibt rebloggt und kommentierte:
    Bemerkenswert.

  33. SalvaVenia schreibt:

    Hat dies auf SalvaVenia rebloggt und kommentierte:
    Wer möchte sich anschließen?

  34. zolaski_lz schreibt:

    Super Meinung. Klare Haltung. Rückgrat gerade & guter Blick.

  35. Herr Ärmel schreibt:

    Hervorragend und mit Rückgrat geschrieben.
    Vielen Dank für Mitteilung.

  36. Raimund Samson schreibt:

    Hallo Volly Tanner, ich habe deinen Brief gelesen + möchte dir gratulieren. Du zeigst Rückgrat, läßt dich nicht vor einen Karren spannen – und kein X für ein U vormachen. Du ziehst dein eigenes Ding durch – für dich und deine Ideen, Werte und Freunde. Mein Respekt. Du zeigst MORAL – eher selten in der underground-little mag-scene, zu der ich auch gehörte, zu social beat-Zeiten („herzGalopp – zeitschrift für Poesie & Lebenskunst“). Natürlich könnte man sich noch Gedanken machen, über taktisch-strategische Fragen: WAS gewesen wäre WENN, dh du hättest mit Gauck ja auch persönlich über bestimmte Dinge sprechen + ihn aufs Glatteis führen können – daGEGEN spricht wohl, daß du bei so einem Emnpfang nur ein Nümmerchen unter vielen anderen Nümmerchen wärst. dh daß es garnicht zu einem echten Kontakt käme. – Gauck selber ist sicher auch ein Taktiker, der so eine Veranstaltung als PR-Sache sieht. härtzlyche grysze aus hAmburg von raimundsamsonkreativ.blogspot.de

  37. Pingback:     DEMOKRATISCH - LINKS » Blog Archiv » DL - Tagesticker 12.09.14

  38. Dieter Gas schreibt:

    Herr Kruschel, ich bin der Meinung, diese Form der Absage ist völlig korrekt, denn bei einer erfolgten Begegnung hätte der Handschlag nicht ausgereicht um all das zu sagen was diesem Präsi gesagt werden müßte.

  39. Katrin - musikhai schreibt:

    Wow! Respekt! Die Antwort ist mutig! Sie sind bestimmt nicht der einzige der so empfindet und denkt, aber einer der wenigen, der sich traut, das zu formulieren und eine solche Einladung auszuschlagen! Danke!

  40. Reinhard Wolff schreibt:

    Werter Herr Volly Tanner ,
    ich finde Ihren Brief an den sogenannten „Bundespräsidenten“ sehr gut. Dieser Mann , eigentlich Pfarrer , für den die Nächstenliebe eine Charaktereigenschaft sein müsste , ruft zu mehr Waffeneinsätzen auf und verstößt damit gegen jegliches christliches Gebaren.
    Zugleich lehnt er durch viele Äußerungen eine direkte demokratische Mitwirkung der Menschen
    in der BRD , siehe Einsatz gegen die Diktatur der Finanzmärkte , ab.
    Auch für mich und vielen meiner Bekannten , ist dieser Mann , welcher nicht nur zweite Wahl , sondern vielleicht noch viel weiter entfernte Wahl war und ist , kein Bundespräsident , welcher
    die Interessen des deutschen Volkes vertritt.
    Reinhard

  41. Klaus und Uschi K schreibt:

    Danke Herr Tanner für diese mutigen Worte. Viele Menschen denken wie Sie und wollen keinen Krieg, keine Kriegseinsätze und Waffengeschäfte.

    Klaus und Uschi

  42. Maria Gruner schreibt:

    Hut ab Volly, nur wenige Menschen haben diesen Mut. Viel Kraft für Weiteres!
    Maria Gruner

  43. Elvira schreibt:

    Selbst auf die Gefahr hin, dass der Adressat diesen Brief nicht zu sehen bekommt, hast Du dennoch viel erreicht. Dein Brief wird hier – und auf den Blogs, die ihn rebloggen – von vielen Menschen gelesen und vielleicht regt er neue Gedankengänge an. Das wäre doch auch ein Erfolg. Noch wichtiger erscheint es mir aber, dass Du Dir ohne Angst Dein Spiegelbild ansehen kannst. Ich bin der festen Meinung, dass auch der kleinste Tropfen den Stein schließlich aushöhlen wird und erst unsere Resignation, dieses wie ein Mantra runtergebetete „Was kann ich denn schon tun?“, die Menschenwürde und den Respekt voreinander untergräbt und somit Fremdenfeindlichkeit (auch die ganz subtile), Missmut und letztendlich Krieg Tür und Tor öffnet.
    Somit ist es auch mir ein Bedürfnis, Deinen Brief bei mir zu veröffentlichen.
    Liebe Grüße,
    Elvira

    • Jochen Wuttig schreibt:

      genauso ist es, ansteckend wirken, aufmunternd in dieser verlogenen Gesellschaft, Flagge zeigen, Widerstand, Empörung signalisieren, viele Nachamer dazu

  44. Gert Flegelskamp schreibt:

    Sehr geehrter Herr Tanner,

    ein Leser meiner Webseite hat mich über Ihr Schreiben an den Bundespräsidenten informiert, in dem Sie Ihre Ablehnung seiner Einladung zu einem anstehenden Empfang begründen.

    Ich möchte Ihnen danken, haben Sie mir doch damit einen kleinen Hoffnungsschimmer vermittelt, dass auch in der Öffentlichkeit stehende Personen nicht alle den Blick auf das Wesentliche verloren haben.

    Ich gehe mit Ihrer Begründung der Absage völlig konform, bis auf eine Kleinigkeit. Kleinigkeit? Ich weiß nicht, ob das so ist. Sie schreiben, Sie wünschen sich ein Leben ohne Grenzen und dieser Auffassung vermag ich nicht zu folgen. Wir brauchen Grenzen, haben sie immer gebraucht und werden sie immer brauchen. Ich unterstelle dabei, dass Sie mit dieser Aussage auf Ländergrenzen abgehoben haben, doch auch da finde ich diese Aussage falsch und möchte begründen, warum das so ist.

    Was sind Grenzen denn nun wirklich? Zumeist sind es unsichtbare Beschränkungen, aber in vielerlei Hinsicht. Als Eltern beginnen wir, unseren Kindern bestimmte Beschränkungen, also Grenzen, aufzuzeigen, denn jedes Verbot, auch das sinnvolle Verbot ist eine Grenze. Ich, als völlig unreligiöser Mensch, führe hier der Einfachheit halber mal die 10 Gebote an. Diese 10 Gebote sind Grenzen, die angeblich Gott den Menschen als Grundsätze auferlegt hat.

    Jedes Gesetz ist ein Grenze, oder auch die Verschiebung von Grenzen an Stellen, wo eigentlich klare Grenzen gegeben sein müssten. Hier möchte ich das Grundgesetz anführen, welches in Artikel 20 bestimmt, dass alle Staatgewalt vom Volke ausgehe (2) und in Wahlen UND Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt, werde. Eigentlich eine klare Grenzziehung für die Politik und ein Votum für Volksbegehren und Volksabstimmungen äquivalent zur Schweiz. Doch in den Artikel 71 bis 78 wird diese als Grundrecht definierte Grenze verschoben und ausschließlich auf die Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung umgeleitet, was einer Einengung des Volkswillens (falls es so etwas überhaupt gibt) gleichkommt.

    Wie ich eingangs bereits erwähnt habe, bezog sich Ihre diesbezügliche Aussage vermutlich auf Ländergrenzen und ist eine Art Zuspruch auf die öffentlich geäußerten Begründungen für die Europäische Union. Auch hier, so denke ich zumindest, liegen Sie falsch. Bisher war Europa in einzelne Staaten unterteilt und jeder dieser Staaten war (und ist es noch) mit eigenen Regierungen ausgestattet. Die eigentliche Aufgabe dieser Regierungen sollte es sein, die verwaltungstechnischen Angelegenheiten innerhalb jedes dieser Länder zu organisieren, also auch Grenzen zu setzen in Form von Recht und Gesetz und auch deren Einhaltung zu überwachen. Ich denke, Sie wissen, dass schon in diesen Staaten dieses Vorhaben in der Regel in mannigfaltiger Weise persifliert wurde und die Bevölkerungen es versäumt haben, die von ihnen für diese Aufgaben mittels Wahlen abgestellten Personen zur Ordnung zu rufen. Die Folgen davon haben dann die Menschen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder in Form von Kriegen, aber auch in Form von anderen menschenunwürdigen Einschränkungen zu spüren bekommen. Dazu muss man gar nicht in die Vergangenheit schwenken. Ein Blick in die Gegenwart reicht völlig aus.
    Innerhalb aller Gemeinwesen gibt es Eliten oder zumindest solche Menschen, die sich als Elite betrachten und deshalb den Anspruch erheben, für und über andere entscheiden zu dürfen, einfach deshalb, weil sie es können, denn sie sind gebildeter und intelligenter. Zumindest glauben sie das und nehmen sich deshalb Rechte heraus, die sie den aus ihrer Sicht einfachen Menschen nicht zugestehen. Sie missachten Grenzen, die man im Kopf haben sollte und die unter die Rubriken Ethik und Moral fallen. Diese Form der Grenzverletzung machen Sie völlig zu Recht dem Bundespräsidenten zum Vorwurf.

    Es ist seit Menschengedenken das immer gleiche Spiel, das diese so genannten Eliten betreiben. Sie artikulieren ihre Begehrlichkeiten so, dass es in den Reihen der Bevölkerung zu Unsicherheit und anschließend zur Parteinahme führt. Und Parteinahme führt zur Spaltung, das wussten schon die Römer und formulierten es mit „divide et impera“ ausgesprochen treffsicher.

    Ich könnte nun mannigfaltige Beispiele dieser Spielchen anführen, aber ich denke, die haben Sie längst selbst erkannt. Ich führe es nur an, um aufzuzeigen, dass die Aufhebung von Ländergrenzen, wie sie angeblich in der Europäischen Union erfolgt sind (aber nicht wirklich) nicht den erwünschten Erfolg zeitigen, der all überall propagiert und nie verwirklicht wird. Wo bleiben die Interessen des Einzelnen bei TTIP, TISA, GATS? Damit werden die Interessen der Massen missachtet und die einiger Eliten hofiert, zu Lasten der echten Allgemeinheit.

    Je größer ein Staatswesen wird (obwohl die EU ja noch immer kein Staatswesen ist und hoffentlich auch nicht wird), um so anonymer werden die Machenschaften derer, denen wir in Wahlen die Regierung anvertraut haben und die bisher noch nie wirklich die Interessen des Volkes vertreten haben.

    Die Menschen brauchen Grenzen, sowohl physische als auch vor allem geistige und bei letzteren noch wesentlich mehr und wesentlich bessere als die derzeit gültigen. Erst wenn wir mit unserer Selbstüberschätzung aufhören, können wir echte Freiheit erlangen. Aber solange jeder Freiheit als die Grundlage seiner persönlichen Interessen interpretiert, werden wir auf Grenzen nicht verzichten können und echte Freiheit nicht erlangen.

  45. alotrio schreibt:

    Ich freue mich immer, wenn Menschen des öffentlichen Lebens Rückrat zeigen und diesen selbstgefälligen Regierungsschauspielern mal berechtigtes Kontra geben. Gut gemacht!

  46. Gabryon schreibt:

    Hat dies auf Allerlei Kunterbunt… rebloggt und kommentierte:
    Toll…

  47. Richard schreibt:

    Wie wunderbar, wenn Menschen noch zu eigenen Gedanken und eigenen Entscheidungen fähig sind.

  48. heinz müller schreibt:

    es gibt viele die haben einen rücken aber wenige die ein rückrat haben!
    denen die sich selbst gegenseitig beweihräuschern und sich einen dreck um andere scheren ,sollte man schon die kalte schulter zeigen und sich nicht von deren lügengeschwätz einlullen lassen.

  49. Ich ziehe den Hut schreibt:

    Super, dass es Menschen gibt, die nicht zu den Schlafschafen zählen und den Hintern in der Hose haben, so einer Stellung eine Absage zu erteilen. Millionen anderer hätten sich wunders was auf diese Einladung eingebildet. Stephanie

  50. Bibi schreibt:

    Danke für Ihre klaren Worte und Stellungsnahme! Auch Respekt für Sie, denn es gibt nicht mehr all zu viele Menschen mit Rückgrad.
    Danke!

  51. Shorty Hanfrebell schreibt:

    Meine Hochachtung! Besser kann man das nicht schreiben! Sehr Treffend formuliert! So einen Brief könnte man an etwa 90% unserer Politiker ähnlich formuliert senden!
    MFG
    Der Hanfrebell

  52. reraiseace schreibt:

    Respekt für diese klaren Worte! Auf die Antwort von Herrn Gauck bin ich gespannt.

  53. Pingback: Links vom 12.09.2014

  54. Pingback: Volly Tanner zeigt dem “Gauck”ler die rote Karte |

  55. paulottokar schreibt:

    Ich bin beeindruckt von Ihrem Brief! Offene Augen, Ohren und klares Erkennen sind der Beweis eines gesunden Verstandes, der der Politsekte in Berlin schon laaange abhanden gekommen ist..
    Eine Antwort des Gaucklers dürfte wohl kaum zu erwarten sein, wie auch eine Veröffentlichung der Absage in den Mainstreammedien….
    Was Ihre Aussagen bezüglich der „Grenzen/Grenzenlos“ betrifft, da kann ich mich der Meinung des Kommentators
    „Gert Flegelskamp schreibt: 12/09/2014 um 15:05“
    voll anschließen.

  56. Hartmut König schreibt:

    Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen!

  57. Pingback: Gauck verliert Rückhalt | ApereSaude

  58. AltaSack schreibt:

    Wo viele Menschen nur aufgrund ihrer Dickhäutigkeit nicht umfallen, demonstrieren Sie, wie der aufrechte Gang funktioniert. Würde ich Hüte tragen, müsste ich meinen jetzt vor ihnen ziehen.

  59. Jörn schreibt:

    Sehr schön! Alles richtig gemacht!

  60. Günter Saalmann schreibt:

    Hallo, Volly, schade, dass ich nicht eingeladen war, sonst hätte ich ählich geantwortet. Sehr geehrter Herr Hexenjäger …
    Gruß an Dich, Günter Saalmann

  61. Ottmar schreibt:

    Lieber Herr Tanner,

    Respekt und Zustimmung für ihre Absage an den BP.
    Falls sie einmal im Südwesten der Republik sind würde ich mich freuen sie zu einem kleinen Empfang in meinem bescheidenen Heim einladen zu dürfen, damit ich ihnen die Hand drücken kann.

    Herzliche Grüße

    Otti

  62. Hat dies auf Gedacht und nachgedacht rebloggt und kommentierte:
    So lange es Menschen mit Rückgrat gibt, lebt die Hoffnung weiter. Danke!

  63. Pingback: Der Gauckler wird auch im Osten endlich durchschaut !- Gerade hat er einen Korb vor den Bug bekommen von einem ehrbaren Bürger Leipzigs! RESPECT ! Wenn er nicht zurücktreten will, muss er zurückgetreten werden !!! | AdamLauks Blog

  64. Rainer Wahnsinn schreibt:

    Richtig so, ich wünschte, es wären mehr Menschen in Deutschland mit so viel Courage unterwegs.

  65. Ronni D. schreibt:

    Es wäre schön, wenn alle die zu dieser Veranstaltung eingeladen sind, absagen würden !

  66. Ich stehe zu 100% hinter Ihnen.

  67. Heinz Müller schreibt:

    Sehr geehrter Herr Tanner,
    Ihre Entscheidung war richtig.

    Zumal es mit Menschen wie Herrn Gauck demnächst, d.h. spätestens nach dem bevorstehenden und innerhalb der kapitalistischen Verhältnisse unvermeidlichen bzw. zwangsläufigen, 3.WELTKRIEG sowieso ein böses Ende nimmt.
    Und dagegen ist die mit derartigen Empfängen meist verbundene Reputation bzw. finanzielle Vorteile wirklich lächerlich.

    Mit freundlichen Grüßen
    Heinz Müller

  68. Giorgio Mariotti schreibt:

    Es gibt zum Glück immer mehr Tanners auf dieser Welt! Weiter so! 1+

  69. Gabi schreibt:

    Lieber Herr Tanner,

    ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Größe und Ihrer Integrität und dass Sie den Mut
    haben, die Wahrheit zu sagen.

    Alles nur erdenklich Gute für Sie.

  70. Andreas Lettow schreibt:

    Danke und Respekt für Ihre Haltung.

    A. Lettow

  71. Ursula Körnig schreibt:

    Ich habe alle Komentare gelesen und kann nur zustimmen und das mit großer Genugtuung !!!
    Ich werde mich daran erinnern wie mutig man sein kann und vielleicht wird doch noch alles gut???
    Also werden wir alle mehr Reaktionen ZEIGEN damit es auch wirken kann.
    Ihnen Herr Tanner wünsche ich von Herzen alles Gute und daß Sie viele wahre Freunde
    haben. Stillie

  72. Pingback: Ausdrückliche Eindrücke – Literatur in der Enklave | M.Kruppe

  73. Rolf schreibt:

    Danke Herr Tanner !!

    Dieser Bundespräsident ist leider nur noch PEINLICH !! Er ist der deutschen Demokratie unwürdig und seine Äußerungen zu Krieg und Regierungsbildung in deutschen Bundesländern entbehren jeglicher demokratischer Grundhaltung. Was ihm nicht passt ist SCHWARZ und das Gegenteil ist WEISS – ist das die Grundhaltung unserer heutigen Eliten ?? Wann finden sich endlich auch unter unseren Staatslenkern Menschen, die diesen Bundespräsidenten in seine gesellschaftlich-moralischen Schranken weisen ? Vielen Dank Herr Tanner, dass Sie nicht zu diesem Empfang gegangen sind – der Einzige der gehen sollte ist dieser Bundespräsident !! Herr Gauck Sie können gehen !! DANKE

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