Tanner trifft die Ausnahmemusikerin Le-Thanh Ho: Es ist richtig, was wir machen!

Vor knapp einem Jahr durfte Volly Tanner für die Zeitschrift SCHALL. Das Musikmagazin die absolut ergreifende Le-Thanh Ho kennenlernen, ihr damaliges Album beschreiben und mit ihr auch weiterhin in Kontakt bleiben. Nun hat sie Neues vor und der EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN GrandSeigneur Alexander Hacke trägt dazu auch sein Scherflein bei. Doch lest selber:

Highhow beste Le-Thanh. Dein neues Album soll sich per Crowdfunding vorfinanzieren. Wieso das denn? War das mal nicht so, dass die Labels die Kohle vorstreckten und sich dann beim Künstler zurückholten, wenn dieser den Zenit der Aufmerksamkeit erreichte?

Guten Morgen, Volly! Ja, im Moment arbeite ich an meinem neuen Album, zusammen mit großartigen Musikern und Klangkünstlern verschiedener Genre, die ich vereinen möchte! Als Produzenten habe ich Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten gewinnen können, was mich sehr glücklich macht. Das Ding wird den Titel staub. tragen. Ich bin bei einem kleinen aber fantastischen Label, das voll hinter mir steht, mir meine künstlerische Freiheit lässt und mir dabei den Rücken stärkt. Mir ist es sehr wichtig, selber entscheiden zu dürfen, wie und mit wem ich arbeite. Das Label kümmert sich um den Vertrieb und die Promotion meiner Musik. Mit diesem zusammen arbeiten zu dürfen ist einerseits großartig, hat aber auch seine schwierige Seite: ich muss die Produktionskosten selber stemmen, weil das das Label einfach nicht kann.
Weil ich aber weiterhin genau so arbeiten möchte, wie ich arbeite, also zusammen mit eigenwilligen, anspruchsvollen Künstlern, ist das der einzige Weg.
Und er ist möglich, auch ohne großem Label!
Eine Möglichkeit ist, die Kosten für die Produktion via Crowdfunding einzuholen. Und für diese habe ich mich entschieden.

Le-Thanh Ho höchstselbst beim Intonieren ihres Materials.

Le-Thanh Ho höchstselbst beim Intonieren ihres Materials.

Aha, hab ich verstanden. Dann erzähl doch mal den Leserschaften wo genau und wie das bei Dir ablaufen soll.

Beim Crowdfunding geht es darum, dass ein Vorhaben durch die „Crowd“ finanziert wird. Ein Produkt oder ein Vorhaben wird in den meisten Fällen öffentlich im Netz über eine Plattform vorgestellt und jeder, der kann und möchte, kann sich an der Finanzierung beteiligen, um das Vorhaben möglich zu machen.
Ich muss für die Studiomiete, das Equipment, Techniker, Team, Mix und Mastering aufkommen, insgesamt belaufen sich die Kosten für die Produktion meiner Platte auf 8.000 Euro… Ich habe meine Crowdfunding Kampagne über die Plattform startnext (Link siehe unten am Beitrag) laufen. Dort gibt es auch ein Video, in dem ich erläutere, worum es geht, wie man mein Vorhaben unterstützen kann und was man für seinen gespendeten Betrag an Gegenleistung von mir zurück bekommt!

Komm schon, raus mit den Geheimnissen. Was gibt’s denn als Gegenwerte? Das läuft doch so beim Crowdfunding, dass ich da immer was Charmantes für mein Geld bekomme.

Genau. Es gibt mehrere Möglichkeiten, zwischen denen ein „Unterstützer“ wählen kann.
Man kann zum Beispiel das neue Album „vorbestellen“. Das heißt, man kann mich unterstützen, indem man in meinem Fall 25 Euro „spendet“, dafür kommt aber die CD super frisch noch vor offiziellem Releasetermin mit handgefertigtem Booklet und signiert mit Widmung per Post zum „Unterstützter“ geflattert.
Oder man kann Tickets für das Releasekonzert buchen. Dann bringe ich Euch den Willkommensprosecco in Berlin persönlich an den Tisch.

Oder ihr könnt „mit mir in Berlin einen Kaffe trinken gehen“ ordern, und mich dabei alles fragen, was ihr fragen wollt, über mich und meine Musik… ich kann aber nicht versprechen, auf wirklich alles einzugehen, aber der Kaffee wird zumindest gut sein!

Oder ein Konzert mit mir buchen, dann packe ich, je nachdem, was geordert wurde, Gitarre und Band ein und stelle die neuen Songs persönlich vor.
Zu guter Letzt kann man auch Sponsor werden, dann taucht das Logo auf allen Tourplakaten und Flyern auf. Und auch auf dem Cover.

Wenn alles klappt – wie wird das neue Album für uns alle klingen? Dein letzter Rundling war ja rundum ein feines Stück Musik. Verändert sich da was? Steigst Du auf eine Welle auf?

Ich danke Dir sehr… und hoffe, dass es klappt und es genug neugierige Menschen mit dem gleichen gesunden Wahnsinn gibt, welche das neue Album anspricht, und die es unterstützen möchten! Ja, das Album wird verändert klingen, denn ich verändere mich auch ständig, entwickle mich immer weiter. Der Fokus liegt weiterhin auf meinen deutschsprachigen Texten. Aber sie sind kraftvoller geworden. In einiger Hinsicht auch optimistischer. Auf eine düstere Art und Weise: explosiv. Das ist auch das Thema der Platte: Explosion anstelle von Implosion. Musik machen ist für mich immer eine Suche. Und auf diese Suche begebe ich mich mit internationalen Musikern, Improvisier- und Klangkünstlern verschiedener Genre wie Davide Panza (Jazz), Lan Cao (Klassik/Experimentell), Gregor Siedl (Jazz/Experimentell) und Martin Lau (Soundpoetry). Unterstützt von Alexander Hacke.
Ich merke immer wieder, wie steinig, nein felsig, dieser Weg ist. Aber dann sind da diese großartigen Künstler, mit denen ich zusammen arbeiten darf, die mir bei jeder Probe, jedem Experiment, jedem Austausch zeigen: Es ist richtig, was wir machen! Wir suchen. Und springen. Oft nicht wissend, dadurch schwanken wir. Bis wir merken, dass schwanken richtiger ist, als schon zu wissen, wo man ankommen will, und wird, weil man anfängt dann das anzupeilen, weil es Sicherheit gibt. Dadurch wird man Überraschungen aus dem Weg gehen, die aber weiterbringen. Mut haben, sich überraschen zu lassen, auch von sich selbst. Dadurch werden wir sicherlich sperrig. Und spannend! Vielleicht. Und nicht hübsch. Aber aufrichtig. Und lebendig!
Die Stücke behalten trotz allem im Groben die Struktur von Popsongs. Gegensätze müssen aufeinanderprallen, und das, was entsteht, dafür interessiere ich mich.

Und dann Tournee? Wer organisiert die denn dann für Dich und wo geht’s hin?

Es wird Anfang Oktober eine geben, meinen Gitarristen Davide Panza und mich verschlägt es in den Süden Deutschlands, also Stuttgart, München Augsburg aber auch Bielefeld, wo wir die neuen Songs, die auch auf das Album kommen werden, vorstellen möchten. Für diejenigen, die nicht in der Nähe sind, das klingt dann in etwa so wie in diesem Video (Link ebenfalls unten am Artikel).
Im März 2017, wenn alles klappt und die CD dann veröffentlicht ist, ist eine Releasetour geplant.
Wohin es gehen soll, ist noch nicht fix, wir sind für jeden Vorschlag dankbar!
Weil alles DIY

Ich drücke Dir jedenfalls alle Daumen. Ich mag Deine Musik nämlich. So!

Link zur CrowdfundingKampagne:

www.startnext.de/lethanh

Link zum Hörbeispiel GEISTERSCHIFF von Le-Thanh Ho mit Davide Panza:

https://www.youtube.com/watch?v=AJ1z9SgzcBo

Dieser Beitrag wurde unter KÜNSTLERINTERVIEWS, Portrait abgelegt und mit , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s