Medienkompetenz ist ein großes Thema. Da gibt es Protagonisten in der Diskussion, die für den völligen Verzicht plädieren und wieder andere Menschen, die anderen Menschen kontrollierten Umgang zutrauen. Natürlich gibt auch Ausnutzer und Kriminelle – denen ist Kompetenz nur in soweit wichtig, wie sie verhinderbar ist.
Tanner traf Marie-Sophie, die sehr kontrolliert und doch voller Lust und Freude mit der Selfie-Schießerei umgeht. Doch lest selber:
Volly Tanner: Guten Tag, liebe Marie-Sophie. Auf den verschiedensten Kanälen des weltweiten sozialen Netzwerks ploppen immer wieder Bilder von und mit Dir drauf auf. Neben der Radiomoderatorin Franzi von ENERGY Sachsen bist Du die Selfie-Prinzessin. Ich verstehe nur die Hintergründe nicht wirklich – obwohl ich mich natürlich erfreue. Was steckt dahinter? Warum fotografierst Du Dich in einem fort?
Marie-Sophie Reiß: Weil es mir Spaß macht, mich selber zu fotografieren. Ich möchte Leute einfach animieren, das zu posten, was ihnen gefällt und sich nicht von anderen Leuten unterkriegen zu lassen, sondern weiter zu machen.
Dennoch sollte allen bewusst sein, was sie im sozialen Netzwerk posten bzw. von sich preisgeben.
Volly Tanner: Faszinierend finde ich ja, dass man eigentlich – außer über Dein Äußeres, was man auf den Bildern zu sehen bekommt – nichts über Dich erfährt. Du besitzt da eine fast schon vorbildliche Medienkompetenz. Juckts nicht manchmal im Auslöser auch Dein restliches reales Leben durch die Netzwerke zu jagen?
Marie-Sophie Reiß: Ich habe ja nicht nur Bilder von mir, sondern auch Urlaubsbilder und die neusten Trends auf meinem Account bei Instagram. Diese Bilder sollen meinen Followern gefallen und inspirieren.
Trotzdem ist es mir wichtig, nicht mein ganzes Privatleben auf dem Netzwerk mitzuteilen, weil das meiner Meinung nach nicht ins Netz gehört, denn Privatsphäre muss sein.
Volly Tanner: Wenn ich Neil Postmans „Wir amüsieren uns zu Tode“ – welches ja das Zeitalter des Fernsehkonsums kritisch beäugte – in die Internetwelt herüberziehe, dann gibt es viele kritische Ansätze auch zum Selfie-Kult. Berühren diese Dich? Gibt es in Deinem Leben Leute, die das doof finden, dass Du uns allen Bilder von Dir zeigst?
Marie-Sophie Reiß: Es gibt immer irgendwelche Leute, die dich kritisieren werden, das ist in der heutigen Gesellschaft nun mal so. Ich gehe mit dem Thema recht locker um.
Mich interessieren die Meinungen von fremden Leuten, die mich nicht richtig kennen, recht wenig.
Anders ist es, wenn meine Freunde und meine Familie mich kritisieren, dann nehme ich mir so etwas auch zu Herzen.
Aber zum Glück stehen meine Freunde und meine Familie immer hinter mir.
Volly Tanner: Mittlerweile gibt es auch junge Frauen, die ihr Geld damit verdienen, Klamotten verschiedener Marken zu tragen und sich damit irgendwo für Instagram zu fotografieren. Da sind dann die Follower von rein pekunärem Interesse. Hast Du schon Angebote bekommen? Und wenn Nein, wie würdest Du reagieren?
Marie-Sophie Reiß: Nein, habe ich noch nicht, da ich noch nicht so viele Follower habe, die mir folgen. Klar habe ich die ein oder anderen Shooting-Angebote bekommen aber dafür habe ich kein Geld bekommen. Diese Shootings mache ich, weil es mir Spaß macht und ich noch mehr Leute inspirieren kann.
Volly Tanner: Die digitale Welt hat ja auch Suchtcharakter. Hast Du schonmal versucht ohne Netz auszukommen? Digitalen & Selfie-Entzug?
Marie-Sophie Reiß: Heutzutage haben viele soziale Netzwerke eine hohe Suchtgefahr. Ich kann aber von mir aus sagen, dass ich auf bestimmte soziale Netzwerke verzichten kann, darunter zählt auch Facebook.
Das einzige soziale Netzwerk, auf das ich nicht verzichten möchte, ist Instagram, weil ich da im Gegensatz zu Facebook nur Bilder posten kann und mir das ganze sicherer erscheint als Facebook.
Über den „Selfie-Entzug“ habe ich noch nicht nachgedacht – möchte ich eigentlich auch nicht, weil es ja das ist, was mir Spaß macht – warum dann darauf verzichten?
Volly Tanner: Danke, liebe Marie-Sophie. Und da ich Dich ja auch in der realen Welt kenne: weiterso!