Das letzte Wort hat … (Interview mit Sven Riemer)

erschien ebenfalls schon im FRIZZ Leipzig:

Das letzte Wort hat in diesem Monat Sven Riemer. Der gebürtige Dresdner, der in Oxford „Fine Art“ studierte und sich nun seit Jahren für seine Wahlheimat Leipzig engagiert, ist vielen Hiesigen als einer der Aktivisten der Lindenauer Nachbarschaftsgärten bekannt. Mittlerweile tritt Riemer aber auch als Mitmacher beim Bau des Buchkindergartens in der Josephstraße in Erscheinung. Notwehr sagen die Einen, Partizipation und Courage die Anderen:

Herr Riemer, vollenden Sie bitte diesen Satz: An Leipzig hat mich in letzter Zeit besonders aufgeregt, dass…
…etwas ungewöhnlich mit dem Schlechten anzufangen, aber die Tatsache, dass sich viele Verantwortliche gegen das Scheitern absichern und kein Risiko für das Gelingen eingehen möchten finde ich sehr ärgerlich. Dies kann bei vielen Prozessen und Verantwortungsebenen beobachtet werden und blockiert Entwicklungen, die nicht von A bis Z durchfinanziert sind.
svenbyvollytanner
Was muss sich ändern?
Die Chance, dass sich die Stadt positiv weiterentwickelt, liegt momentan wohl darin, dass weniger Gelder zur Verfügung stehen. Hier braucht es aber umso mehr ein Zusammenwirken von Stadtverwaltung, Eigentümern und Anwohnern und den lokalen Akteuren. Bei diesem gegenseitigen Lernprozess müssen alle Beteiligte lieb gewonnene Verhaltensmuster zu Gunsten einer integrierten Stadtentwicklung aufgeben.

Wie würden Sie Leipzig beschreiben, für den, der die Stadt nicht kennt?
Ich habe insgesamt 20 Jahre in Wiesbaden bzw. Oxford zugebracht. Da ist jeder Quadratmeter fixiert. Hier in Leipzig ist ein sehr inspirierendes Spannungsfeld von schon getanem und noch zu tuendem. Das Künstlerische wirkt auf viele Lebensbereiche, vor allem hier im Leipziger Westen. Die vielen Parks, die vielen Fahrradliebhaber, Bürgerstadt, Urban Gardening – hier in Leipzig vibriert die Luft, da können in Deutschland nicht viele Städte mithalten. Es ist sehr bereichernd in Leipzig zu leben.

Welcher Ort ist Ihnen der liebste in der Stadt?
In Dresden war es ganz klar der Elbegarten am blauen Wunder. Hier in Leipzig ist es anders, es ist mehr situationsabhängig – welche Menschen an welchem Ort was tun.
So hatte die „24 Stunden-Ausstellung“ in der Josephstraße wunderbare Momente der Verzauberung eines Ortes durch Kunst und die besuchenden Menschen.
Ich genieße es mit dem Rad durch die Parks zu fahren, beim Chinabrenner Mittag zu essen oder die Oase der Nachbarschaftsgärten nutzen zu können.

Wenn Sie in die Zukunft schauen, welche Pläne und Visionen haben Sie?
Es wäre sehr schön, wenn diese bestimmte Vibration erhalten bliebe und mit dieser Vibration eben auch Transformationsprozesse angestoßen werden. Es geht um die Zwischenräume, nicht um fertige, abgeschlossene Lösungen. Demokratie und Beteiligung hat immer mit einem permanenten Austausch zu tun.
Es braucht Visionen, um eine Richtung in das Handeln zu bekommen. Wollen wir gute Bildung ermöglichen oder nicht? Das erleichtert die Entscheidungen.

Worauf freuen Sie sich in der nächsten Zeit besonders?
Im September werde ich mit Freuden zusammen Sizilien mit dem Rad bereisen. Wir machen das zu fünft seit fast 25 Jahren, und haben viele Länder mit dem Rad sehr intensiv kennen lernen dürfen. Auch wenn wir uns ein oder zwei Jahre nicht gesehen haben, sind wir sofort in unserer eigenen, humorvollen Welt.

Interview: Volly Tanner; Foto: Volly Tanner

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